Klassen und Objekte kennt ja nun mittlerweile fast jeder, ein PHP-Framework wie ZendFramework oder CodeIgniter haben sich sicherlich auch schon viele zumindest mal angesehen … will ich hoffen. Nun, auch wenn man die Frameworks nicht direkt einsetzt, so kann man doch viel von ihnen lernen. Viele der Techniken, die in bekannten PHP-Frameworks eingesetzt werden, entstanden entweder aus dem großen Ästhetischen Faible, den nun mar jeder Entwickler hat oder schlicht aus Faulheit der Programmierer 😉
Egal, eines der – wie ich finde – tollen Features in vielen Frameworks ist die Möglichkeit, mehrere Funktionen eines Objektes hintereinander aufrufen zu können, ja, es sieht schon fast wie ein normaler Satz aus, was dann im Editor steht und seinen Dienst verrichtet. Diese Möglichkeit der sog. “Fluent Interfaces” nennt man “Method-Chaining” (und wieder im Bullshot-Bingo gewonnen, *strike*).
Kleines Beispiel, kennen wir alle, unsere Basisklasse:
class Base1 {
function macheEins() {
// some magic here
}
function macheZwei($parameter) {
// more magic here
}
}
Das ganze rufe ich nun auf:
$myBaseClass = new Base1();
$result1 = $myBaseClass->macheEins();
$result2 = $myBaseClass->macheZwei($result1);
Was passiert? Das Ergebnis des Aufrufs von “macheEins” ist der Parameter für “macheZwei”. Das ganze sieht strukturiert aus und ist lesbar, was also soll man besser machen können? Nein! Bitte jetzt nicht sagen, man könne doch sowas machen:
$myBaseClass = new Base1();
$result2 = $myBaseClass->macheZwei($myBaseClass->macheEins());
Sicher, es funktioniert, aber: NEIN! Macht das nicht! Warum? Ganz einfach: Debugge das mal, viel Spaß. Denn wenn man erst einmal mit so einem falschen Verhalten anfängt, dann verschachteln sich schnell auch mal 5 oder 8 Funktionen ineinander und finde dann mal den Fehler, viel Spaß! Also: Ganz klares “So nicht!”.
Aber wie dann?
Zunächst müssen uns im klaren sein, was die Klasse macht. Offenbar braucht “macheZwei” ein Ergebnis einer Berechnung einer anderen Funktion der Klasse. Dieses Ergebnis könnte man doch genauso innerhalb der Klasse speichern und dann benutzen.
class Base2 {
private $valueHolder;
function macheEins() {
$this->valueHolder = someMagic;
return $this->valueHolder;
}
function macheZwei() {
return $this->valueHolder * someMoreMagic;
}
}
Schon erfüllt die Klasse auch die Anforderungen, aber … so richtig “fluent” will das ganze nicht werden, obwohl ja nun im Aufruf von “macheZwei” der Übergabeparameter fehlt. Was nun? Und wie sieht denn so ein “Fluent Interface” mit “Method-Chaining” nun aus? Der Aufruf sähe in unserem Beispiel in etwa so aus:
$myBaseClass = new BaseFluent();
$result2 = $myBaseClass->macheEins()->macheZwei();
Aber unsere derzeitige Klasse unterstützt das nicht! Wie bekommen wir unsere Klasse nun “Fluent”?
Nun, dazu müssen wir diese massiv umbauen. Der größte Umbau ist, dass die einzelnen Methoden nicht mehr direkt die Ergebnisse liefern, sondern “nur” das Objekt selbst zurückgeben … und darin liegt auch schon der ganze Trick. Den Methodenaufruf kann ich immer nur auf einem Objekt machen. Eine Methode, die mir einen Basisdatentypen zurück liefert, kann ich dafür nicht gebrauchen, da ich auf diesem Basistypen (int, String, array, …) keine weiteren Methoden meiner Klasse aufrufen kann.
Nehmen wir mal an, im letzten Code stünde statt “new BaseFluent” ein “new Base2”. Dann würde der Aufruf:
$result2 = $myBaseClass->macheEins()->macheZwei();
folgendes bedeuten: Rufe die Methode “macheEins” auf dem Objekt “myBaseClass” auf, diese gibt den Datentyp von valueHolder zurück (nehmen wir mal an, es wäre ein integer mit dem rein zufälligen Wert 42), rufe dann auf dem Objekt 42 die Methode “macheZwei” auf … *meep* Fehlermeldung, “42” ist kein Objekt, hat daher generell keine Methoden und erst recht keine spezielle Methode mit dem Namen “macheZwei” also Fehler und Script Abbruch.
Der Trick besteht nun darin, dass die Methoden des Objektes nicht mehr die eigentlichen Ergebnisse zurückgeben, sondern das Objekt der Klasse selbst; darauf darf man ja dann auch wieder Methoden derselben Klasse aufrufen, also bauen wir flugs die Klasse um:
class BaseFluent {
private $valueHolder;
function macheEins() {
$this->valueHolder = someMagic;
return $this;
}
function macheZwei() {
$this->valueHolder *= someMoreMagic;
return $this;
}
function getValueHolder() {
return $this->valueHolder;
}
}
Man erkennt nun, wohin die Reise geht. Getter und Setter werden implementiert, um die Daten zu holen, die Methoden geben uns $this zurück, worauf wir weiterhin Klassenmethoden aufrufen können und wir haben nun unser “Fluent Interface” für “Method-Chaining” in PHP realisiert; war doch gar nicht schwer und hat auch gar nicht weh getan, oder?
In der freien Wildbahn trefft ihr auf diese Art des Codens übrigens ganz stark beim ZendFramework an, bei CodeIgniter geht es wohl auch, denke ich (ich mache mich da erst seit kurzem fit und bitte alle CI-Fans, meine Unwissenheit zu entschuldigen). Es macht aber auch Spaß, dass bei eigenen Klassen umzusetzen, die sowieso umgearbeitet werden sollen. Sieht einfach viel übersichtlicher aus. Und noch ein Tipp: Mehr als zwei Verkettungen sollten untereinander stehen, also so:
$myBaseClass->macheEins()
->macheZwei()
->macheDrei()
->undNochMehr();
Viel Erfolg damit …
… und mit __toString() kann man sich die letzte Funktion auch sparen. 🙂
sehr schön, danke.
Toller Beitrag. Dieses Vorgehen verbessert natürlich auch die Lesbarkeit Codes, worauf ich selbst großen Wert lege.